Donnerstag, 26. April 2012

Dinner ist angerichtet!
Habe heute nach langem Warten meine Bezahlung für die Dienste, die ich Emil erwiesen habe, erhalten. Nach langer Zeit konnte ich in trauter Atmosphäre meines Heimes endlich wieder eine kleine Abendveranstaltung herrichten. Lukáš wird später mit, offenbar sehr musikalischen, Freunden auftauchen. Nach langer Zeit wieder einmal ein Aufatmen. Ich weigere mich zwar meine Laune den Umständen des Hauses anzupassen, denn es warten immernoch verschlossene Briefe auf mich, die mit Sicherheit etwas mit dem Haus zu tun haben und den Schulden, an die ich erst garnicht denken möchte...
Ich wasche meine Hände- nein, ich ertränke meinen Mund in Wein und meine Ohren in Musik. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich am leben bin und das ich durch diese schlüpfrige Schlinge von Emils Auftrag ohne eine Schramme davongekommen bin.
Die Briefe können warten... 

Donnerstag, 19. April 2012

Ich gebe zu: die letzten Wochen waren nicht leicht. Nachdem Gabor meine Tarnung aufgedeckt hatte, und ich regelrecht in die Lage eines Doppelspions gedrückt wurde, schien mir mein Leben über den Kopf hinaus zu wachsen.
Lukáš habe ich nichts erzählt. Er könnte viel zu leicht von Emil weichgeklopft werden. Aber nachdem ich meine neue Lage angenommen hatte, und Gabor mich losgeschickt hatte Emil mit genau den Informationen zu versorgen, die er hören wollte, konnte ich diesem neuen Ruf endlich folgen.
Gabor scheint mir als Oberhaupt im Vergleich zu Emil weitaus weiser und klüger.
In sein privates Arbeitszimmer konnte ich mich bisher nicht vorarbeiten. Darauf achtet Gabor viel zu sehr. Aber ich bin mir sicher, dass er dort Kopien meiner Tagebucheinträge aufbewahrt. Warum sonst wäre er sich mit seiner Erpressung so sicher?
Emil hat meinen Auftrag bei Gabor für erledigt erklärt. Jetzt kann ich mich auf Gabors Seite schlagen, von dem ich zunehmend das Gefühl habe, dass er meine Fähigkeiten schätzt und fordert.
Seit zwei Tagen bin ich wieder daheim. Wie gut es tut. Die Post hauft sich zusammen. Aber ein Brief ist mir  sofort aufgefallen....
Doch morgen mehr. Ich bin müde.

Mittwoch, 4. April 2012

Gabor weiß bescheid. 
Als er mich vor zwei Tagen zu sich gerufen hat, interessierte er sich plötzlich sehr für meine Fortschritte im Zymbalspiel. Warum so plötzlich? Und dann spielte er ständig auf das Thema der Privatsphäre an, der Familie und welche wichtige Rolle sie im Leben spielt. Dabei schaute er mich auf so eine perfide und listige Art und Weise an, alsob sein Geist förmlich meine Gedanken wie ein offenes Buch lesen könnte. Und was dieses Buch betrifft:
Das es für kurze Zeit verschwunden ist, war kein Zufall. Bei unserem Gespräch nahm Gabor geschickt auf Einzelheiten aus meinem Privatleben, die nur hier drin zu finden sind, Bezug. Er hat ein neues Spiel angefangen und lädt mich ein mitzuspielen - ein raffinierter Schachzug, aber auch eine Warnung vor dem, was kommen könnte, wenn ich seine Einladung ablehne....
Oh, wer mit Streichhölzern spielt, sollte sie nicht um sich herum verteilt liegen lassen. Doch warum ließ er mir das Buch wieder so schnell zukommen? Er hätte es genau so gut behalten können....Ein Detail, das mir entgangen ist? Natürlich beobachtete ich seine Blickführung, die in einigen Momenten ein- und dieselbe Stelle tangierten. Ein Versteck? Dem Gerücht werde ich heute auf die Spur kommen. Womöglich verwahrt er dort sogar Kopien meines Buches, Beweise, die mir Schaden könnten.
Möge das Spiel beginnen!

Montag, 2. April 2012

Ein Eintrag nach langer Zeit. Für einige Tage schien dieses Ding hier wie vom Erdboden verschluckt. Dann entdeckte ich es zufällig vor unserer Hütte in einer dunklen Ecke wieder. Offenbar kamen irgendwelche Kinder auf die Idee auszukundschaften, was ich verberge. Ich und verbergen? Nichts wovon ich wüsste.
Doch dem Tagebuch fehlt nichts. Nichts wurde entfernt, oder gar verunstaltet. Offenbar konnte der Dieb oder die Diebe wenig damit anfangen, sei es der Leserechtschreibschwäche oder dem kargen Wissensdurst gedankt. Allerdings bin ich nun vorsichtiger mit meiner Informationsausschüttung, was dieses Buch angeht....Was wenn es doch in die falschen Hände kommt...
Was Lukášs und meine Aktivitäten betrifft: Ich konnte endlich ausfindig machen, wohin sich Gabor am Abend immer davonschleicht. Es ist eine alte Köhlerhütte, in der er zu jener Stunde immer verschwindet. Sie befindet sich in den höheren Lagen, dort wo einst die Verstecke der Partisanen lagen. So viel kann ich sagen: Die Informationen, die ich in der Hütte fand, bestätigten den Verdacht, den Emil seit langer Zeit hatte. Das beinhaltet vor allem eine verpfuschte Zigeunerehre, Verrat und - man glaubt es kaum - Ehebruch. Gestern erstattete ich Emil von meinem Fund Bericht. Sein Zorn war unvorstellbar. Später hörte ich ihn sogar in seiner Hütte wimmern. Offenbar steckt doch eine menschliche Seite in ihm. Ich erhielt natürlich eine beträchtliche Summe für meinen Fund. Natürlich vermutete ich, das meine Arbeit in Brazno damit getan sei, doch Emil bestand darauf, dass ich weiter im Schlamm nach Goldstücken suchen soll. Und so suche ich im Schlamm, und versuche möglichst nicht dreckig zu werden.
Mein Zymbalspiel hat sich um einiges verbessert. Lukáš ist ein guter Lehrer. Wenn mich nur Braňo sehen könnte. Er würde kaum seinen Augen trauen, wenn er mich am Zymbal sitzen sehen würde... Ich denke oft an ihn. Ich vermisse ihn sogar und frage mich oft, was er so macht in Zlatohrad...
Sicher hätte er eine rationale Erklärung für diesen mystischen Klang, der mir vor einer Woche das Blut in den Adern hat gefrieren lassen.
Später mehr. Gabor will mich sehen....