Freitag, 12. April 2013

Ich habe das Gefühl, ich komme allein in den Momenten des vollkommenen Selbstmitleids, Bedauerns und Zweifelns auf dieses Tagebuch zurück.
Drei Monate konnte ich nicht klagen, habe den harten Winter überlebt und es geschafft nicht festzufrieren in diesen kalten, diesen einsamen Zeiten. Das Wasser fließt, wie der Strom - dank meiner Anstellung in einer kleinen Kaschemme am Rande des Dorfs, in einer Gegend, die sogar von den Ureinwohnern dieses Sumpfs gemieden wird. Zwielichtige Personen treiben dort ihr Glücksspiel. Schwarzhandel ist Gang und Gebe und man sollte seinen Bierkrug stets im Auge behalten, wohl besser erst gar nicht abstellen. 
Da mein Fell im Vergleich zum vergangenen Jahr um einiges dicker geworden ist, finde ich an dem Schmutz, dem stinkenden Abschaum, der sich  auf groteske Art und Weise Abend für Abend dort zusammenfindet, wesentlich mehr Gefallen, als  an dem Dorfensemble, dass sich mehr und mehr in die eigenen Haushalte verkriecht. Vorbei sind die Zeiten des gemeinsamen Festes, der lustigen Gelage, des Spiels. Jeder ist sich selbst und seinen Bedürfnissen am nächsten.
Braňos Fuß ist wieder heil. Nach seinem letzten Brief schien mir, alsob auch er einen schwierigen Winter zu überstehen hat. Weil es in letzter Zeit immer häufiger in den Bergen zu Lawinen kam, wurde Reisenden wärmstens empfohlen, ihre Wege durch die Bergwälder aufs Frühjahr zu verschieben. Ich kann mit Braňos Ankunft somit erst frühestens im Mai oder Juni rechnen.
Über Langeweile kann ich mich allerdings nicht beschweren. Mich lässt nur eine quälende Szene nicht los: Gestern fielen mir zwei vermummte Personen auf, die sich angeregt in der hintersten Ecke der Schenke leise unterhielten. Als ich ihnen die gewünschten Getränke brachte, erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Hand des einen. Was ich darauf sah, ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren und ließ mich an jene Märznacht vergangenen Jahres zurückdenken, in der ich in das Arbeitszimmers des Zigeunerbarons Emil einbrach, in seinen Unterlagen nach Beweisen für sein düsteres Treiben schnüffelte und auf ein unheimliches Symbol stieß, dass ich nun in tätowierter Form auf dem Handrücken des Gastes erblickte.

[Anm.: Hierbei kann es sich wiedereinmal nur um folgendes Symbol aus dem Tagebucheintrag des 10.März, 2012 handeln.]


Ich bin von Angst zerfressen. Mir graut vor der Zukunft, die sich wie ein vergangenes in Blut, Verdammnis und Schwarzer Magie getränktes Panorama vor mir ausbreitet. Kurz nachdem mein Blick bemerkt wurde, verbarg der mysteriöse Gast auch gleich seine Hand und verschwand, nach vielleicht einem Schluck aus seinem Krug spurlos mit seinem Begleiter. Soll ich dieses Zeichen an mir vorbeiziehen lassen, oder es als Aufforderung nehmen, meine ins Leere geführten Nachforschungen, an denen ich vor einem Jahr mit unerklärlichen Himmelsklängen und ominösen Zeichnungen und Tabellen scheiterte, wieder aufzunehmen?
Und warum werde ich das Gefühl nicht los, dass das Ganze womöglich eine Aufforderung an mich war?



Montag, 21. Januar 2013


Es liegt ein Fluch über jeder unvernünftigen Bruderbeziehung, die auf die Ferne geführt wird. Ja, die unvernünftigen Bruderbeziehungen. Die vernünftigen ereilt der Fluch erst im hohen Alter. Vielleicht hat das ganze auch einfach nur damit zu tun, dass mein kleiner Bruder keinen Alkohol verträgt.
Braňo hat sich den Fuß gebrochen. Der arme kleine. Als ich seinen Brief letzte Woche erhielt, überkamen mich mit einem mal so viele gute Gedanken und der ganze Tag war erfüllt von Heiterkeit und Schäfchenwolken. 
Liebes Tagebuch, (oder wenn es denn irgendwann einen gibt, lieber Leser?), du magst dich vielleicht fragen, was mich dazu geführt haben mag, über eine so schmerzhafte Angelegenheit, wie einen gebrochenen Fuß und noch dazu den meines jüngeren Bruders, meine Freude zu verkünden. 
Nun, in jeder Familie gibt es zwischen Brüdern, den Gockel und die Glucke. Ich war zwar in den Augen meiner Mutter immer eine Ameise und mein Bruder eher ein Maikäfer, die Bezeichnung ist aber irrelevant. Es geht um die Eigenart. 
Die Glucke also - sie behütet und wird behütet. Von wem? Dem Gockel! Die Glucke weiß immer alles besser, würde es auch besser machen. Sie ist sich nur zu fein dafür. Sie lässt den Gockel die Arbeit machen. Dafür lässt sie ihn dann auch herumstolzieren. Und ist die Glucke eines Tages ausgeflogen um die weite Welt zu entdecken, ist sie mit solchen Dingen plötzlich auf sich allein gestellt. Der Gockel widerum hat niemanden mehr, den er behüten kann, und niemanden, der ihn berichtigt und den Hammer der Vernunft ohne Erbarmen auf seinen Kopf hernieder lässt. Deshalb verhilft er sich in den dunklen Momenten damit, sich an dem Versagen seiner besseren Hälfte so gut, wie es gelingen mag, zu ergötzen.
Nun, wer von uns beiden ist die Glucke, und wer der Gockel, lieber Bruder?
Ein dreifacher Bruch ist natürlich keine allzu schöne Sache. Ich gebe es zu. Aber es hat mir schon immer eine so große Freude gemacht ihn ein kleines bisschen leiden zu sehen, oder ihn in einen wirklich angsteinflößenden Wutanfall zu treiben.
Aber wie kann jemand, nur weil man auf seinem Fuß stand, nach hinten umfallen und sich Fuß und Bein brechen? Es ist mir ein Rätsel.
Zeit für die anatomische Weiterbildung. Doch zuerst der Schnee. Ohja, in den letzten Tagen ist sehr viel Schnee gefallen. Das Haus sieht auch nicht mehr allzu schlimm aus. Ich kann zumindest wieder durch die Fenster hindurchschauen und in der Küche etwas schmackhaftes zubereiten. Da es hier drin fast so kalt ist, wie draußen, wird selbst dem Ungeziefer Angst und Bange.
Morgen werde ich mich um neue Arbeit kümmern müssen, sonst stellt man mir wohl demnächst das Wasser und den Strom ab. Gott sei's gedankt, dass er Braňo in jener Nacht in dieses Spiellokal führte. So habe ich zumindest noch ein wenig Zeit meiner Erscheinung und diesem Haus einen neuen Anstrich zu geben.

Donnerstag, 3. Januar 2013

PF 2013! Vergangenes ist vergangen und das Neue ist im Begriff zu werden.
Ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem ich in die Dienste des Zigeunerbarons Gabor eingetreten bin, seitdem er mich mit Kopien dieses Tagebuchs erpresst hat und mich gezwungen hat seine Drecksarbeit zu erledigen. Ein halbes Jahr, das in einem Rausch an mir vorbeizog, den ich nicht einmal eine Sekunde auskosten konnte, da mich Gabors Spiel meine gesamte Energie kostete. Ein Tag harte, niedere Arbeit, eine verbrannte Tagebuchseite der Kopien- das war unser Handel. Ich habe schlimme Dinge getan. Dinge ich bereue, Dinge, auf die ich stolz bin, Dinge die mich beinahe in den Wahnsinn trieben und die mich viel Zeit und Kraft, meine Gesundheit und beinahe meine Persönlichkeit kosteten. Ich schätze Gabor hat nicht damit gerechnet, dass ich diese Tortur durchstehe: Angefangen mit der Versorgung und Liebkosung seiner Schweine, die für mich noch alles andere als haarstreubend war. Ich danke meinem Vater dafür, dass er mir im Laufe meiner Erziehung solche Aufgaben nicht vorenthielt. Ein Schwein zu füttern, zu schlachten, auszunehmen - das sind Sachen, die ich von klein auf miterleben durfte. Doch das war nur der Anfang meines Martyriums. Es folgten viele niedere Aufgaben, die schwer gegen meine moralischen Grundsätze gingen, die letztendlich ihren Höhepunkt in einem weihnachtlichen Auftrag fanden, der fatale Folgen hinter sich herzog. Ich sollte dem Zigeunerbaron Emil, für seine miese Spionage an Gabor eine Lektion erteilen und ihm ein starkes halluzinogenes Mittel in den Wein schütten, das ihm so manch einen Albtraum bescheren sollte. Unglücklicherweise fand der Wein einen anderen Genießer: Emils Sohn, der die Wirkung des Mittels nicht kontrollieren konnte und in einem furchtbaren Rausch mit einer Pistole um sich schoss. Das Groteske? Dass unter vielen anderen Toten sein eigener Vater war.
Emil ist tot. Durch die Hand seines Sohnes, die wiederum von mir geführt wurde.
Der Schock saß tief in mir. Gabor - man glaube es kaum - war auch betroffen. Dies hatte er in seinem Spiel nicht bedacht. Kurz darauf erließ mir Gabor alle Kopien des Tagebuchs. Auch wenn Gabor ein hinterhältiger Bastard ist, er bleibt ein Ehrenmann und steht zu seinem Wort. Nach diesem Vorfall schloss Gabor mit dem Zigeunerclan Emils nach langer Zeit endlich Frieden. Ist dies das Ende, oder ein Anfang?
Ich habe lange Zeit über meine Tat nachgedacht, und die Beweggründe, die mich dazu geführt haben. Doch was wirklich passiert ist, wissen nur Gabor, Ich und Braňo. Wie oft hatte ich mir vorgenommen ihm zu schreiben. Und nun meldete ich mich bei ihm mit dieser Neuigkeit. Ich konnte ihm diese Tat nicht verheimlichen. Und es war mir auch ein Bedürfnis. Braňo kündigte daraufhin unkommentiert seinen Besuch an. Er will nächste Woche eintreffen.
Gabor hat mich für die nächste Zeit entlassen. Ich kehrte zurück in mein verwahrlostes Elternhaus und war lediglich froh, wieder zuhause zu sein. Eigenartig, wie sehr das Haus meinem Geisteszustand gleicht.

Habe das neue schneelose Jahr mit offenen Armen empfangen. Es kann nur besser werden. Und ich freue mich auf meinen Bruder.
Draußen ist es lau und ruhig. Zeit sich zu ordnen.

Samstag, 9. Juni 2012

Ja ich war krank und ja ich habe es ein wenig übertrieben mit allem. Allein das ich das hier manifestiere, sodass es jederzeit gegen mich verwendet werden kann ist eine Zumutung. Ich erwarte von diesem Buch keine Vergebung, keine Reinigung, keine Inspiration, vielleicht nur Klarheit.
Das ich meine Zähne in diese miserable Lage gebracht habe, verdanke ich niemandem sonst, außer mir.
Ich musste also den Gang nach Canossa antreten und mich meinen teuflischen Schmerzen letzten Endes beim Zahnarzt stellen, der mich in den letzten Wochen mit Schmerzen und Therapiemöglichkeiten nicht gerade verschont hat. Was verlange ich auch von einem Quacksalber in der tiefsten slowakischen Einöde.
Doch wenn ich mir die alten Herrschaften hier anschaue, so wundert es mich nicht, das sie die Sturheit und Verbissenheit zu harten, verschrumpelten aber standhaften Kartoffeln gemacht hat, die selbst im Alter von 90 Jahren den härtesten Winter überleben.
Die Zähne sind also gefallen und die Briefe endlich geöffnet.
Und siehe: Der Großteil ist von Braňo.
Er schreibt es gehe ihm gut, doch die Arbeit raube ihm Zeit und er schaffe es nicht zu kommen. Er äußert sich vor allem zu seinem Verlangen, häufiger mit mir in Kontakt zu bleiben um zu erfahren, wie ich meinen Lebtag begehe.
In den weiteren Briefen fragt er lediglich nach, ob ich seine Briefe erhalte, ob alles in Ordnung sei, oder ob ich aus einem Grund Groll gegen ihn hege.
Die restlichen Briefe sind von Gabor. Sie sind relativ neu. Er lädt mich zum "spielen" ein. Der Brief enthielt eine Zeile aus meinem Tagebuch.
Ich lag also richtig. Natürlich werde ich seine Einladung annehmen. Wer weiß, was wir spielen werden...
Ich bin gespannt.


Die Tage sind nun endlich länger. Es zieht mich nach draußen. Das macht den Schmerz im Mund etwas erträglicher.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Habe die letzten Wochen in meiner Köhlerhütte, oben in den Bergen verbracht. Nach den schlaflosen Nächten, den riskanten Aufträgen und der großen Vorsicht, wollte ich mich ein wenig vor der Außenwelt verstecken. Sicher, als ich gestern zurückkehrte wurde ich von Lukáš mit zwei saftigen Ohrfeigen und einem Tritt in meinen Hintern begrüßt, da er mich nach unserem legendären Nachtmahl nicht mehr gesehen hatte.
Die Briefe sind nicht verschwunden und schreien förmlich nach mir. Ebenso wie Gabor, der sich vielleicht sogar schon fragt, ob ich ein Spielverderber bin, was seine Erpressung angeht.
Die Entfremdung und Loslösung von hier und vor allem von diesem Buch hat gut getan. Manchmal nimmt man sich und das Leben viel zu ernst. Das habe ich in den letzten Tagen begriffen. Selbst wenn Vater in dunklen Machenschaften seine Finger hatte, gibt es dafür eine Erklärung. Und diese werde ich finden. Irgendwie passt dieses ganze Bild nicht: Okkulte Zeichen, Tabellen, Zigeunerclans, die sich gegenseitig ausspionieren....Mein Ratio läutet sehr laut.
Das einzige worüber ich mir Sorgen mache, sind meine Zähne. Ach, Fäulnis ist unumgänglich. Der Dorfzahnarzt wird seine Freude haben. Des einen Freud, des anderen Leid. 
Vielleicht gelingt es mir sogar die Kopien dieses Tagebuches an mich zu nehmen. Nebenbei bemerkt habe ich bereits eine Vermutung, was es mit Vaters Chiffren und Codes in diesem Buch auf sich hat...

Donnerstag, 26. April 2012

Dinner ist angerichtet!
Habe heute nach langem Warten meine Bezahlung für die Dienste, die ich Emil erwiesen habe, erhalten. Nach langer Zeit konnte ich in trauter Atmosphäre meines Heimes endlich wieder eine kleine Abendveranstaltung herrichten. Lukáš wird später mit, offenbar sehr musikalischen, Freunden auftauchen. Nach langer Zeit wieder einmal ein Aufatmen. Ich weigere mich zwar meine Laune den Umständen des Hauses anzupassen, denn es warten immernoch verschlossene Briefe auf mich, die mit Sicherheit etwas mit dem Haus zu tun haben und den Schulden, an die ich erst garnicht denken möchte...
Ich wasche meine Hände- nein, ich ertränke meinen Mund in Wein und meine Ohren in Musik. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich am leben bin und das ich durch diese schlüpfrige Schlinge von Emils Auftrag ohne eine Schramme davongekommen bin.
Die Briefe können warten... 

Donnerstag, 19. April 2012

Ich gebe zu: die letzten Wochen waren nicht leicht. Nachdem Gabor meine Tarnung aufgedeckt hatte, und ich regelrecht in die Lage eines Doppelspions gedrückt wurde, schien mir mein Leben über den Kopf hinaus zu wachsen.
Lukáš habe ich nichts erzählt. Er könnte viel zu leicht von Emil weichgeklopft werden. Aber nachdem ich meine neue Lage angenommen hatte, und Gabor mich losgeschickt hatte Emil mit genau den Informationen zu versorgen, die er hören wollte, konnte ich diesem neuen Ruf endlich folgen.
Gabor scheint mir als Oberhaupt im Vergleich zu Emil weitaus weiser und klüger.
In sein privates Arbeitszimmer konnte ich mich bisher nicht vorarbeiten. Darauf achtet Gabor viel zu sehr. Aber ich bin mir sicher, dass er dort Kopien meiner Tagebucheinträge aufbewahrt. Warum sonst wäre er sich mit seiner Erpressung so sicher?
Emil hat meinen Auftrag bei Gabor für erledigt erklärt. Jetzt kann ich mich auf Gabors Seite schlagen, von dem ich zunehmend das Gefühl habe, dass er meine Fähigkeiten schätzt und fordert.
Seit zwei Tagen bin ich wieder daheim. Wie gut es tut. Die Post hauft sich zusammen. Aber ein Brief ist mir  sofort aufgefallen....
Doch morgen mehr. Ich bin müde.

Mittwoch, 4. April 2012

Gabor weiß bescheid. 
Als er mich vor zwei Tagen zu sich gerufen hat, interessierte er sich plötzlich sehr für meine Fortschritte im Zymbalspiel. Warum so plötzlich? Und dann spielte er ständig auf das Thema der Privatsphäre an, der Familie und welche wichtige Rolle sie im Leben spielt. Dabei schaute er mich auf so eine perfide und listige Art und Weise an, alsob sein Geist förmlich meine Gedanken wie ein offenes Buch lesen könnte. Und was dieses Buch betrifft:
Das es für kurze Zeit verschwunden ist, war kein Zufall. Bei unserem Gespräch nahm Gabor geschickt auf Einzelheiten aus meinem Privatleben, die nur hier drin zu finden sind, Bezug. Er hat ein neues Spiel angefangen und lädt mich ein mitzuspielen - ein raffinierter Schachzug, aber auch eine Warnung vor dem, was kommen könnte, wenn ich seine Einladung ablehne....
Oh, wer mit Streichhölzern spielt, sollte sie nicht um sich herum verteilt liegen lassen. Doch warum ließ er mir das Buch wieder so schnell zukommen? Er hätte es genau so gut behalten können....Ein Detail, das mir entgangen ist? Natürlich beobachtete ich seine Blickführung, die in einigen Momenten ein- und dieselbe Stelle tangierten. Ein Versteck? Dem Gerücht werde ich heute auf die Spur kommen. Womöglich verwahrt er dort sogar Kopien meines Buches, Beweise, die mir Schaden könnten.
Möge das Spiel beginnen!

Montag, 2. April 2012

Ein Eintrag nach langer Zeit. Für einige Tage schien dieses Ding hier wie vom Erdboden verschluckt. Dann entdeckte ich es zufällig vor unserer Hütte in einer dunklen Ecke wieder. Offenbar kamen irgendwelche Kinder auf die Idee auszukundschaften, was ich verberge. Ich und verbergen? Nichts wovon ich wüsste.
Doch dem Tagebuch fehlt nichts. Nichts wurde entfernt, oder gar verunstaltet. Offenbar konnte der Dieb oder die Diebe wenig damit anfangen, sei es der Leserechtschreibschwäche oder dem kargen Wissensdurst gedankt. Allerdings bin ich nun vorsichtiger mit meiner Informationsausschüttung, was dieses Buch angeht....Was wenn es doch in die falschen Hände kommt...
Was Lukášs und meine Aktivitäten betrifft: Ich konnte endlich ausfindig machen, wohin sich Gabor am Abend immer davonschleicht. Es ist eine alte Köhlerhütte, in der er zu jener Stunde immer verschwindet. Sie befindet sich in den höheren Lagen, dort wo einst die Verstecke der Partisanen lagen. So viel kann ich sagen: Die Informationen, die ich in der Hütte fand, bestätigten den Verdacht, den Emil seit langer Zeit hatte. Das beinhaltet vor allem eine verpfuschte Zigeunerehre, Verrat und - man glaubt es kaum - Ehebruch. Gestern erstattete ich Emil von meinem Fund Bericht. Sein Zorn war unvorstellbar. Später hörte ich ihn sogar in seiner Hütte wimmern. Offenbar steckt doch eine menschliche Seite in ihm. Ich erhielt natürlich eine beträchtliche Summe für meinen Fund. Natürlich vermutete ich, das meine Arbeit in Brazno damit getan sei, doch Emil bestand darauf, dass ich weiter im Schlamm nach Goldstücken suchen soll. Und so suche ich im Schlamm, und versuche möglichst nicht dreckig zu werden.
Mein Zymbalspiel hat sich um einiges verbessert. Lukáš ist ein guter Lehrer. Wenn mich nur Braňo sehen könnte. Er würde kaum seinen Augen trauen, wenn er mich am Zymbal sitzen sehen würde... Ich denke oft an ihn. Ich vermisse ihn sogar und frage mich oft, was er so macht in Zlatohrad...
Sicher hätte er eine rationale Erklärung für diesen mystischen Klang, der mir vor einer Woche das Blut in den Adern hat gefrieren lassen.
Später mehr. Gabor will mich sehen....

Freitag, 23. März 2012

Glauben heißt sehen, so sagt man. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass derjenige, der diesen banalen Spruch in die Welt gesetzt hat, nicht den geringsten Schimmer davon hatte, was es tatsächlich heißt zu glauben. Das hat bei weitem nichts mit sehen zu tun.....man glaubt, was man spürt....man glaubt was man erlebt, am eigenen Körper.....man glaubt, was man hört, nicht sieht, in der Finsternis und der Klang, den ich in den letzten Tagen zu hören bekam ließ mir das Blut in den Adern gefrieren....Später mehr....
Die letzte Woche war sehr erfolgreich für Lukáš und mich. Man kann sagen, dass wir so langsam an unser Ziel gelangen unser warmes Nest im Sturm zu bauen. Gabor versucht uns zwar stets im Auge zu behalten. Er ist sehr vorsichtig - wie ich ihn eingeschätzt habe. Kein Schritt den er macht ist zufällig. Er ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und seine Ohren sind fast überall. Und zur Abendstunde, kurz vor Sonnenuntergang verschwindet er für einige Zeit, bis die Dunkelheit an den Baumspitzen hängt. Dann taucht er mit einer Lampe zwischen den Bäumen auf und wirkt noch aufmerksamer als vorher....Unsere Kommunikation beschränkt sich auf naive stumme Gesten. Wir sind ein eingespieltes Team. Lukáš ist ein Künstler, ein Possenreißer. Gabor muss immer über ihn lachen und ich ernte die Lorbeeren. Ich überzeuge mit meinem Redetalent. Zu meinem Glück hat mich Gabor noch nicht auf das Zymbalspielen angesprochen. 
Ich bin hart am üben. Lukášs und meine Nächte sind voll von Wein, Gesang und meinem furchtbaren Zymbalgezeter. Also wie immer nur durch meine Katzenmusik erweitert. Ein durchtriebenes Instrument. Es muss gezähmt werden. Oh, wie ich es liebe, wie ich sie misachte, diese schnurrigen Saiten, die mich, den Amateuren auslachen. Aber es bessert sich....
Ich weiß das Gabor inmitten der Wälder etwas versteckt. Gestern hatte ich mir bereits vorgenommen zu gegebenem Zeitpunkt seine Verfolgung aufzunehmen. Es gelang mir auch. Ich verfolgte Gabor den Waldhang hinauf, springend von Baum zu Baum, wie ein Hase. Gabor hatte verschwand auf der anderen Seite des Hügels. Ich erklomm gerade die letzten Meter hinauf, die Dunkelheit hatte sich bereits ausgebreitet, da hörte ich sie - die metallenen, hohen Klänge. Sie drückten mich zu Boden, trieben mich in den Wahnsinn. Sie klangen wie die Schreie einer seelenlosen Existenz: hohl, kalt, durchdringend, dröhnend, wie Himmelsposaunen. Dieser Klang weckte in mir eine tief vergrabene Furcht, die mich dazu zwang mich für kurze Zeit auf dem Boden zusammenzurollen. Nach ein paar Minuten, war der Klang verschwunden, ich klaubte mich vom Erdboden auf und ging zurück zum Lager. Eine halbe Stunde später kam Gabor aus den Wäldern. Er atmete laut und ruhig, strahlte über das ganze Gesicht und wollte den ganzen Abend niemanden mehr sehen...
Was waren das für Klänge? Hat Gabor damit etwas zu tun, oder war das ein bloßer Zufall? Auch Lukáš hatte sie gehört, klar und deutlich. Und auch er empfand große Furcht. Ich habe mich noch nie im Wald gefürchtet, zu keiner Tageszeit. Wer oder was auch immer diese Töne von sich gegeben hat. Ich muss mich dem stellen, sonst verbringe ich keinen einzigen Tag mehr hier...

Sonntag, 18. März 2012

Habe von Emil einen sehr schwierigen Auftrag erhalten, der mich in den letzten Tagen viel Zeit und Kraft gekostet hat. Die Aufgabe verlangt viel Konzentration und Einfühlungsvermögen - also nicht gerade meine Stärken. Ich muss viel Recherchieren und mich unter seinesgleichen mischen - Zigeuner. Lukáš hilft mir dabei, auch wenn ich ihm mein Motiv vorenthalten muss, doch Lukáš kennt einfach viele Leute seines Blutes, auch jenseits dieses Dorfes. Deshalb war ich mit ihm in der nahegelegenen Stadt Brazno um meine Spionagetätigkeiten in dem dortigen abseits liegenden Zigeunerlager ausführen zu können. Die architektonische Struktur der Hütten ist um einiges beachtlicher als in unserem Viertel und auch die dort Lebenden verhalten sich im Vergleich zu unseren anders - auffallend extrovertierter. Das gefällt mir.
Emil hat mich aufgefordert sehr diskret und vertraulich mit dem Auftrag umzugehen, dahingehend ist oberste Vorsicht geboten. Sollte ich scheitern, werde ich wohl nicht nur das Fressen eines Zigeunerbarons sein. Aber soweit ist es glücklicherweise noch nicht gekommen. 
Ich muss an Informationen kommen, die, wie Emil vermutet, der dortige Zigeunerbaron Gabor besitzt. Einzelheiten erwähne ich natürlich sicherheitshalber nicht. Er ist zwar nicht so furchteinflößend wie Emil, dafür aber wachsamer und ein Schlitzohr. 
Lukáš und ich sind ein eingespieltes Team. Es bedurfte zunächst eines guten Benehmens, das wir denke ich schon so fromm, wie wir aufgetreten sind, bewiesen haben. Nun müssen wir unsere Loyalität bekunden und uns einnisten, wie zwei unerkannte Parasiten im Fell eines Hundes.
Ich habe Gabor meine Dienste angeboten und er sieht es vor mich in seinem kleinen Musikensemble als Zymbalspieler einzusetzen. Natürlich habe ich zugestimmt, obwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie ich dieses komplizierte Instrument in der Kürze der Zeit erlernen soll. Vielleicht kann mir Lukáš helfen....
Das sollte das kleinste Problem sein...Offenbar scheint die Musik der Schlüssel zu Gabors Vertrauen zu sein. Das ich noch Musikunterricht erhalte, das hätte ich mir selbst in meinen wenigen kühnen Träumen die ich habe, nicht  ausmalen können.....

Mittwoch, 14. März 2012

Ich sollte das Haus eindeutig öfter auf den Kopf stellen, oder vielleicht auch mich manchmal. In solchen Momenten stößt man in der Regel auf die interessanten Dinge des Lebens. Beim durchblättern unserer stattlichen Buchsammlung, fielen mir einige wundervolle Fotos meines Großvaters, seiner Familie und unseres Hauses aus dem Jahre 1915 zwischen die Finger. Ich gestehe, ich habe einige Gesichtszüge von ihm. Mit Mühe erkenne ich ihn nicht gerade in dem Gesicht des kleinen Jungen. [Anm.: Die Fotografien, auf die sich der Autor hier bezieht, lagen zwischen den Seiten dieses Eintrags und sind unten beigefügt.]
Im Vergleich zu heute hat sich das Haus kaum verändert. Lediglich die Brachfläche vor dem Haus, alsauch das Interieur des Hauses haben Mutter, Vater und jetzt auch Ich verändert.
Der Schimmel ist dennoch nicht aufzuhalten. Hätte uns Großvater das Haus nicht vermacht, hätten dann Mutter und Vater auf einem anderen Territorium ein Haus gebaut? Wären Braňo und ich in anderen Verhältnissen aufgewachsen, oder hätten unsere Wurzeln nicht losgelassen?
Welch' simple Erklärung für mein komisches Dilemma....

Heute Abend geht es wieder an die Arbeit. Ich bin gespannt welchen Auftrag Emil diesmal für mich hat. So langsam fließt wieder Geld in meine Kasse und ich kann anfangen die Schulden, die auf mir und dem Haus liegen, abzubezahlen. Ich frage mich stetig, warum Braňo nicht erschienen ist...Das entspricht ganz und gar nicht seiner Art eine Ankündigung nicht einzuhalten...




Montag, 12. März 2012


Den Tag damit zugebracht die Staubkörner der Bücher aufzuwirbeln und in vergilbten Seiten nach dem mysteriösen Symbol zu suchen. Nirgends war auch nur die leiseste Spur zu finden.
Obwohl mir doch der Zusammenhang zwischen Vaters Illustration und den Symbolen in Emils Schreibtischschublade nicht klar ist, rieche ich dennoch allmählich etwas...
Gibt es keinen Weg heraus, heißt es noch tiefer hinein. Und aus irgendeinem Grund überkommt mich nach einem halben Nachmittag Tee trinken und dem Anstarren des verschlungenen Musters an der Wand, plötzlich die große Lust auf eine tief verwurzelte gefährliche Wahrheit...

Samstag, 10. März 2012

Nach meiner Begegnung Freitagnacht mit seiner dunklen Durchlaucht Emil, ist es unbestreitbar welches Spiel wir hier zusammen spielen: Katz und Maus, Spinne und Fliege, Fuchs und Eichhorn.
Bleibt nur die Frage offen, wer nun welche Rolle einnimmt. Mein Plan, durch Emils dichten Dunstschleier hindurch zu blicken, stellte sich als waghalsiges und äußert schwieriges Unterfangen heraus. Mehr als einmal war ich an dem Abend nur einen Zentimeter vom Abgrund des Ertappens entfernt.
Dennoch trügte der Schein, wie ich vermutet hatte und schon bald stellte sich das Bild des mir wohlbekannten maroden, eigens zusammengeflickten kleinen Hauses als Illusion heraus und eröffnete mir hinter der Kulisse eine große Schlangengrube voller tückischer Fallen. Emils Handlanger machten es mir nicht gerade leicht, aber da ich noch relativ neu bin, kennen mich viele noch nicht.
Da sich am selbigen Abend in dem  Haus eine große Anzahl Menschen aufhielt, war es mir bald ein leichtes mich zwischendurch unbemerkbar in die versteckten hinteren Räume zu schleichen und meine neugierigen Augen zu füttern. Neben vielen Lagerräumen, in denen ich die Ergebnisse meiner Arbeit vorfand, entdeckte ich einen weiteren Raum, oder eher die Höhle des Löwen - Emils Arbeitszimmer.
Auf den ersten Blick konnte ich nichts ungewöhnliches finden. Also machte ich mich daran den Schreibtisch zu untersuchen. Ein Stück Draht verhalf mir das Schubfach des Schreibtisches zu knacken. 
Ich könnte schwören, dass mein Herz für eine Sekunde still stand, als ich sah, was in der Schublade lag. Es waren Skizzen einiger Symbole, die, wie ich mit Erschrecken feststellte, eben jene waren, die mir in der  wundersamen Illustration, die aus diesem Buch herausfiel, aufgefallen waren.
Dem nicht genug, fand ich ein weiteres mit Hand gekritzeltes Symbol, das eindeutig die Variation eines Pentagrams war. Es hatte weitaus mehr Striche, die den Stern des Pentagrams verzierten.

[Anm.: Meine Recherche ergab, das es sich zweifellos um das folgende Symbol handeln muss.]


Mittlerweile habe ich nicht mehr den geringsten Zweifel, dass da eine weitaus größere Sache im Hintergrund abläuft. Wie bekomme ich nur meinen Kopf aus dieser Schlinge heraus? Will ich das überhaupt? Ich bin von Angst zerfressen, dann wiederum umso neugieriger und versessener darauf zu erfahren, welchen Komplott da Emil plant und was für ein Teil des ganzen Ich bin....
Jedenfalls musste ich mich sehr schnell aus Emils Zimmer herausstehlen, da ich kurz darauf Schritte hörte.
Der Abend verlief normal weiter. Es wurde viel gelacht, getrunken und getanzt und auf eine seltsame Art und Weise hatte sich Emils Gesichtsausdruck mir gegenüber um eine Nuance verändert. Beinahe grinste er mich auf eine verschmitzte Art und Weise an. Ob er etwas ahnt?
Ich bleibe wachsam und werde in den Büchern von Mutter und Vater Nachforschungen zu dem Pentagram anstellen.



Donnerstag, 8. März 2012

Morgen ist es soweit. Ich bekomme die Chance hinter die Kulissen von Emils Schauermärchen zu blicken. Sicher, sein perfides Grinsen, der Gestank seiner dreckigen Zähne, sowie seine aufgeblasene Geheimnistuerei haben mich anfangs ein wenig das Fürchten gelehrt, doch ein Krajcír schreckt davor nicht zurück, selbst wenn es sich um das Oberhaupt unserer Dorfzigeuner handelt.
Er denkt er ist mir überlegen, mit seinem Hokus Pokus und dem ganzen unheimlichen Theater, was er da, offenbar nur für mich inszeniert, damit ich meine Vorurteile ihm und seinen Leuten gegenüber fein weiter pflege.
Es ist Zeit für die Enttarnung! Morgen Abend hat mich Emil zu  sich und seinen Leuten eigeladen. Ohne Einladung darf ich laut ihrem Kodex - oh in der Tat, sie haben einen - nicht zusammen mit ihrem Oberhaupt zu Tische sitzen.
Es ist wichtig, das ich morgen auf der Ebene der Augenhöhe bleibe, sodass sich unter gar keinen Umständen die Wellenlänge zwischen uns verschiebt.
Zauber war für mich immer faul, und dieser ist es mit Sicherheit auch.

Mittwoch, 7. März 2012

Um mich herum liegen Fotoalben - die paar, die sich Braňo nicht unter seinen sauberen Nagel gerissen hat.
Heute hätten Mutter und Vater ihre Silberne Hochzeit gefeiert....25 Jahre......
Damals war ich schon auf dem Weg in unsere Welt. Ich krame in alten Kassetten - Tonbandaufnahmen von Braňo und mir, als wir ein oder zwei Jahre alt waren.
Und wieder realisiere ich, wie sehr mir hier die vertrauten Stimmen meiner Familie fehlen. 
Das Haus spricht mit mir jeden Tag. Doch oft höre ich über die Stimme hinweg.
Als ich Mutter und Vater einst fragte, wie sie ihre Hochzeit feierten, antworteten sie zunächst sehr verhalten. Doch nach und nach kamen die Erinnerungen. 
Ein Hochzeitsfoto hatten sie nicht machen lassen. Dafür wusste an dem Tag jeder im Dorf, das sich Emilia Palfyová und Jarolim Krajcír ihr Ja-Wort gegeben hatten. 
Vater lachte über das Bild, als er Mutter nach der Kirche durch das Dorf zur Feier mit der kleinen Gruppe Festgästen führte und an den Fenstern jedes Hauses Menschen herausschauten und schrien: "Da kommen sie! Da kommen sie!"
Ergo bibamus, mater et pater!


[Anm.: Hier verschwimmt die Schrift durch einige Flecken, die zum Teil alkoholischen Ursprungs - ich nehme an Rotwein - sind. Der Rest der Seite ist sauber, jedoch wellt sich das Papier auch hier. Man könnte meinen, der Autor habe seinen Gefühlen freien Lauf gelassen.]

Dienstag, 6. März 2012

Aufgewacht mit dem Gefühl etwas furchtbares getan zu haben....
Ich träumte von einer gewaltigen Explosion, viel Blut, einem verheerenden Feuer, schreienden Menschen.
Doch das entscheidende Bild, was mir das Blut in den Adern gefrieren lies, war, das Emil inmitten der Flammen stand, wie der Satan höchstpersönlich. Ich war jedoch im Schatten verborgen und beobachtete das Spektakel.
Plötzlich wandte er seinen Kopf mit den langen schwarzen fettigen Haaren um und schaute mir direkt in die Augen. Sein Mund formte sich zu einem ekelhaften Grinsen und entblößte einen goldenen Eckzahn, während ihn die tosenden Flammen umarmten.
Sein Blick schnürte mir die Kehle zu. Danach schien ich aufgewacht zu sein.
Noch nie hatte ich solch einen Angstzustand im Schlaf erlitten.
Wenn ich Emil heute Abend gegenübertrete, werde ich sacht' versuchen hinter sein dreckiges Grinsen zu schauen.
Meine Arbeit soll schließlich motiviert sein.
Nichts bleibt unerledigt....Ich sollte aufpassen....

Sonntag, 4. März 2012

Wieder einmal erliege ich meiner Melancholie.
War heute in den Wäldern. In den höheren Lagen liegt noch Schnee.
Es ist eine Schande, das sich niemand aus der Gegend um die alten Wanderwege kümmert. Früher bin ich mit Vater und Braňo sehr oft gewandert. Es war irgendwie ein Ritual, in den ersten Märztagen das Erwachen der Natur zu feiern, indem wir unseren Dank für das erneute Knospen durch eine Wanderung zum Ausdruck bringen.
Es kommt mir so vor, alsob ich der einzige Narr bin, den das alles noch kümmert.
Wäre es Braňo wirklich wichtig gewesen, wäre er am Freitag gekommen. Die neue Welt macht die Menschen so oberflächlich. Das schürt meinen Missmut umso mehr.
Wann hat das alles ein Ende? Wohin führt das?

Freitag, 2. März 2012

Braňo ist nicht gekommen.
Ich weiß nicht ob ich mich freuen soll oder nicht.


Draußen fangen die Märzenbecher an zu blühen...

Donnerstag, 1. März 2012

Nachdem ich nun meine erste Arbeitsnacht mit großem Erfolg gemeistert hatte, sollte ich mich eigentlich glücklich schätzen.
Was hindert mich daran?
Nun offengestanden: die vortrefflich gute Laune meines Arbeitgebers Emil, der mir bisher noch immer nicht geheuer erscheint. Ich habe versucht hinter seine Absichten zu blicken und mir Einsicht in seine Aussicht zu verschaffen, doch ist es mir bisher nicht gelungen seine, mit Sicherheit schmutzigen, Motive ausfindig zu machen.
Aber solange sich all dies nicht gegen mich wendet, bin ich gut aufgehoben.
Die einzige Sorge, die ich habe, ist der Pakt den wir vereinbart haben und den ich ungewöhnlicherweise in einer mir sehr unheimlichen Atmosphäre, in Gesellschaft von vielen zwielichtigen, mir fremden Personen unterzeichnen musste....
Was führt er tatsächlich im Schilde?
War es doch ein Fehler diese Arbeit anzunehmen? Noch scheint alles harmlos zu sein....